Die Shortlist 2024: »Buch des Jahres« und »Sachbuchpreis der ZEIT STIFTUNG BUCERIUS«

Die Jury der Hamburger Literaturpreise 2024 hat die Shortlist in der Kategorie »Buch des Jahres« und die Shortlist in der Kategorie »Sachbuchpreis der ZEIT STIFTUNG BUCERIUS« bekanntgegeben. 
In der Kategorie »Buch des Jahres« wird eine im Wettbewerbsjahr erschienene Publikation aus dem Bereich Belletristik einer Hamburger Autorin oder eines Hamburger Autors ausgezeichnet. Der Preis ist mit 8.000 Euro dotiert.
Die Kategorie »Sachbuchpreis der ZEIT STIFTUNG BUCERIUS« zeichnet eine im Wettbewerbsjahr erschienene Publikation aus dem Bereich Sachbuch einer Hamburger Autorin oder eines Hamburger Autors aus. Der Preis ist mit 8.000 Euro dotiert. Das Preisgeld wird von der ZEIT STIFTUNG BUCERIUS gestiftet.

Buch des Jahres 2022

Voland & Quist
744 Seiten, 36 Euro
Februar 2024

Alhierd Bacharevič
»Europas Hunde«
Roman (Deutsch von Thomas Weiler)

Alhierd Bacharevičs großer europäischer Vorabend-Roman erspürte schon 2017, was uns hier erst allmählich zu dämmern beginnt. In Belarus wurde er als „extremistisch“ aus dem Verkehr gezogen und verboten. Verschrobene Gestalten bevölkern diesen „totalen Roman“: einsame Sucher, fiebrige Träumer, verkrachte Existenzen, geborene Eskapisten. Sie alle graben, schürfen tief und träumen sich zugleich federleicht, leichter als Papier, jonglieren mit Sprachen, entdecken Geschwister im Geiste, fallen aus der Zeit, überwinden Grenzen. Aber immer lauter bellen die Kettenhunde – in Berlin, Prag, Paris, Vilnius, Minsk … Mit einem Wörterbuch Deutsch/Balbuta.

Alhierd Bacharević © Julia Cimafiejeva

Alhierd Bacharević, geboren1975 in Minsk, studierte belarussische Literatur und Sprachwissenschaft. Er hat mehrere Romane und Essaysammlungen publiziert, seine Bücher sind unter anderem ins Deutsche, Englische und Russische übersetzt. Sein 900-seitiges Werk „Europas Hunde“ stand auf der Shortlist des größten russischen Literaturpreises „Bolschaja Kniga“. Das „Belarus Free Theater“ inszenierte den Roman in Minsk, London, Paris, Adelaide und Berlin. In Belarus wurde er mit mehreren Literaturpreisen ausgezeichnet. 2021 erhielt er den Erwin-Piscator-Preis. Seine Romane „Europas Hunde“ und „Das letzte Buch von Herrn A.“ sind in Belarus verboten und als extremistisch eingestuft. Seit 2020 lebt Alhierd Bacharević im Exil, derzeit in Hamburg. 2024 erschien „Europas Hunde“ in deutscher Übersetzung von Thomas Weiler bei Voland & Quist.

Buch des Jahres 2021
Ich komme nicht zurück, Cover

DuMont
176 Seiten, 24 Euro
August 2024

Rasha Khayat
»Ich komme nicht zurück«
Roman

Eine Freundschaft auf Leben und Tod – in einer Welt, die kippt Hanna, Zeyna und Cem – eine leuchtende Freundschaft, die in einem Sommer in den späten Achtzigerjahren ihren Anfang nimmt. Gemeinsam wachsen sie in einer Arbeitersiedlung im Ruhrgebiet auf, bilden eine Wahlfamilie, in der Herkunft keine Rolle spielt. Zuhause ist, wo sie zusammen sein können. Doch je älter die Kinder werden, umso sichtbarer die Unterschiede zwischen ihnen. Mit dem 11. September 2001 wird ihre Freundschaft endgültig vor eine Zerreißprobe gestellt, bis sich die Risse zwischen Hanna und Zeyna zum Bruch ausweiten. Jahre später kehrt Hanna zurück in die Wohnung ihrer mittlerweile verstorbenen Großeltern. Die Stadt steht still, und Hanna fühlt sich einsam. Cem, ihr Fels, ist immer noch da, aber Zeyna schon seit Jahren aus ihrem Leben verschwunden. Hanna begibt sich auf die Suche – nach Zeyna, nach Spuren ihrer Geschichte, nach dem, was damals zwischen sie fiel. Sprachlich zupackend und gleichzeitig poetisch erzählt Rasha Khayat von den Leerstellen in unserem Leben und wie wir sie zu überwinden suchen, von der großen Liebe in einer ungewöhnlichen Familienkonstellation und Freundschaft in einer Welt, die aus den Fugen gerät.

Rasha Khayat © Natalia Balanina

Rasha Khayat, geboren 1978 in Dortmund, studierte Vergleichende Literaturwissenschaften, Germanistik und Philosophie in Bonn. Seit 2005 arbeitet sie als freie Autorin, Übersetzerin und Dozentin. 2016 erschien ihr Debüt „Weil wir längst woanders sind“. Sie erhielt für ihre Arbeit zahlreiche Auszeichnungen, u. a. das Grenzgänger-Stipendium der Robert-Bosch- Stiftung, Residenzen in Marseille und New York sowie das Werkstipendium des Deutschen Literaturfonds. Außerdem hostet sie den feministischen Literaturpodcast „Fempire – der Podcast über Frauen, die schreiben“.

Buch des Jahres 2021
Karen Köhler: „Himmelwärts“

Hanser
192 Seiten, 19 Euro
Februar 2024

Karen Köhler
»Himmelwärts«
Roman, ab 10 Jahren, Illustrationen von Bea Davies

In einer sternenklaren Sommernacht funken Toni und ihre beste Freundin YumYum mit ihrem selbst gebastelten kosmischen Radio in den Himmel, um Kontakt zu Tonis verstorbener Mutter aufzunehmen. Toni hat große Vermissung, und Weltall-Expertin YumYum hat Experimentierlust. Bestens ausgerüstet – vor allem mit Snacks – erleben die beiden eine Nacht voller Überraschungen. Denn statt der Mutter antwortet ihnen Astronautin Zanna von einer Raumstation. Mit ihr philosophieren sie über das Dasein und die Sehnsucht, aber vor allem über das großartige Leben auf dem Planeten Erde, das uns so viel Trost und Freude schenkt.

Karen Köhler © Paula Winkler

Karen Köhler, wurde in Hamburg geboren, sie wollte Kosmonautin werden, hat Fallschirmspringen gelernt und an der Hochschule für Musik und Theater in Bern Schauspiel studiert. Nach zwölf Jahren am Theater begann sie zu schreiben und veröffentlicht heute Theaterstücke, Drehbücher, Hörspiele, Essays, Erzählungen und Romane. Stipendien- und Lehraufenthalte haben sie nach Tirana, Reykjavík, Marseille, London und New York getragen. Ihr Lebensmittelpunkt ist St. Pauli. Ihr vielgelobter Erzählungsband „Wir haben Raketen geangelt“ erschien 2014 im Hanser Verlag und wurde in mehrere Sprachen übersetzt. Ebenso ihr Roman „Miroloi“ (2019, Hanser Verlag). Sie schreibt regelmäßig für das ZEITmagazin. Seit 2008 schreibt sie für das Kinder- und Jugendtheater, „Himmelwärts“ ist ihr erster Roman für Kinder.

Buch des Jahres 2021
Andreas Moster: „Der Silberriese“

Arche
304 Seiten, 24 Euro
August 2024

Andreas Moster
»Der Silberriese«
Roman

Andreas Moster erzählt in „Der Silberriese“ die Geschichte eines alleinerziehenden Vaters, der sich mit dem Loslassen der Tochter gleichzeitig seiner eigenen Vergangenheit stellen muss. Patrik und seine zwölfjährige Tochter Ada waren immer zu zweit. Gerade sind sie wieder umgezogen, und Ada hat mit dem Geräteturnen angefangen. Wenn Patrik zusieht, wie sie mit zusammengebissenen Zähnen am Stufenbarren hängt, denkt er an seine eigene Karriere als Leistungssportler zurück. Doch die olympische Silbermedaille, die er einst im Diskuswurf gewonnen hat, liegt verstaubt in der Schublade. Während Patrik und Ada zusammen trainieren und versuchen, sich in dem neuen Leben einzurichten, driften sie immer weiter auseinander. Als Ada eines Tages verschwindet, begreift Patrik, dass er sich endlich den Fragen stellen muss, die ihrer beider Leben betreffen: Wo ist Adas Mutter und was ist von ihm selbst übrig? Der Silberriese ist ein Roman über die Ambivalenz moderner Männlichkeit, vor allem aber über das berauschende Glück und die tiefe Einsamkeit eines Vaters, der sich ganz hingibt und dennoch zu scheitern droht.

Andreas Moster © Tara Wolff

Andreas Moster wurde 1975 in der Pfalz geboren. Er studierte Englische Philologie, Geschichte und Kommunikationswissenschaften und arbeitet heute als freier Übersetzer in Hamburg. 2017 erschien sein Debütroman „Wir leben hier, seit wir geboren sind“. Sein zweiter Roman „Kleine Paläste“ wurde 2021 als „Buch des Jahres“ mit dem Hamburger Literaturpreis ausgezeichnet. 2022 nahm Andreas Moster am 46. Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt teil. Er ist verheiratet und Vater von zwei Töchtern.

 

Buch des Jahres 2021
Simoné Goldschmidt-Lechner (SGL): „Ich kann dich noch sehen (an diesen Tagen)“

Matthes & Seitz
144 Seiten, 12 Euro
Mai 2024

Simoné Goldschmidt-Lechner
»Ich kann dich noch sehen (an diesen Tagen)«
Roman

Rahel muss eine Vergewaltigung anzeigen. Aber wie kann sie der Polizei vertrauen, die sie mit Gewalt gegen sich und ihre Umgebung in Verbindung bringt? „Ich kann dich noch sehen (an diesen Tagen)“ stellt die Frage, wer von staatlichen Institutionen Hilfe erwarten kann und wer nicht, wer als „gutes“ Opfer gilt und wer als „glaubhafter“ Täter und wie mit Taten, die gleichzeitig so intim und doch so öffentlich sind, umgegangen werden kann. Ein roher, ungeschönter Blick auf die Intersektionen zwischen Herkunft, Weiblichkeit und struktureller Ausgrenzung und ein Versuch, Worte für Unsagbares zu finden.

Simoné Goldschmidt-Lechner © Maik Gräf

Simoné Goldschmidt-Lechner (SGL), schreibt, übersetzt, interessiert sich für (queere) Fandoms online, Horror aus postmigrantischer Perspektive, Sprache in Videospielen und sprachlich Experimentelles. Schreibt seit 2018 literarisch auf Deutsch und Englisch. Seit 2022 Teil verschiedener Theater-, Performance- sowie Filmprojekte. Gibt das Literaturmagazin „process*in“ mit heraus. Ihr Debütroman „Messer, Zungen“ erschien 2022 bei Matthes & Seitz Berlin. Übersetzungen u. a. von „Against White Feminism“ von Rafia Zakaria (2022), „Exponiert“ von Olivia Sudjic (2023) und „Good Talk“ von Mira Jacob (2022).

 

»Sachbuchpreis der ZEIT STIFTUNG BUCERIUS«

Penguin
288 Seiten, 20 Euro

Februar 2024

Nicolas Büchse
»Albrecht Weinberg Damit die Erinnerung nicht verblasst wie die Nummer auf meinem Arm«

116927: Die Nummer, die Albrecht Weinberg noch immer auf seinem Unterarm trägt, mit 99 Jahren, ist mit den Jahrzehnten verblasst. Glasklar dagegen sind seine Erinnerungen. An seine Jugend, das Aufkommen der Nazis, an Freunde, die plötzlich keine mehr waren, daran, wie er seine Familie verlor. Und an Friedel. Seine Schwester, mit der er sich das Versprechen gab, sie würden für immer aufeinander achtgeben.
Gemeinsam entkommen sie dem Holocaust und emigrieren in die USA. Jahrzehnte später, als es Friedel schlechter geht, reisen die beiden wieder zurück nach Deutschland. Dort begleitet Albrecht seine Schwester bis zu ihrem Tod und lernt dabei deren Pflegerin Gerda kennen. Erst vor ihr öffnet sich Albrecht und beginnt, Gerda von seinem Leben zu berichten. Er erzählt von seiner Geschichte. Von seinem Glauben an das Gute, trotz allem. Und von dem Versprechen zu überleben. Damit die Erinnerung weiterlebt.

Nicolas Büchse © Jesco Denzel

Nicolas Büchse, geboren 1979, studierte in Göttingen und Straßburg Geschichte, Politik und Jura. Er absolvierte die Henri-Nannen-Journalistenschule in Hamburg und arbeitete anschließend für das Geschichtsmagazin „Geo Epoche“ und als Redakteur beim Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“. Seit 2010 ist er als Reporter für den „Stern“ unterwegs, von 2017 bis 2021 leitete er das New Yorker Büro des Magazins, für das er heute als Autor tätig ist. Für seine Reportagen wurde er mehrfach ausgezeichnet. Er lebt mit seiner Familie in Hamburg. Im Jahr 2022 begleitete er den damals 97-Jährigen Albrecht Weinberg auf dessen letzter großen Reise nach Israel, seitdem sind die beiden miteinander befreundet.

 

»Sachbuchpreis der ZEIT STIFTUNG BUCERIUS«

Ruth Hoffmann: Das deutsche Alibi, Cover

Penguin
400 Seiten , 24 Euro
April 2024

Ruth Hoffmann
»Das deutsche Alibi. Mythos Stauffenberg-Attentat – wie der 20. Juli 1944 verklärt und politisch instrumentalisiert wird«

Am 20. Juli 2024 jährte sich das sogenannte „Stauffenberg-Attentat“ zum 80. Mal. Zeit für die Dekonstruktion einer der zentralen Gründungslegenden der Bundesrepublik. Zum 20. Juli 1944 scheint alles gesagt. Wir wissen, wie Claus Graf Schenk von Stauffenberg die Bombe platzierte, warum der Anschlag misslang und dass es trotzdem aller Ehren wert ist. Dass aber in Wirklichkeit rund 200 Personen, ein breites Bündnis von Menschen aller sozialer Schichten und unterschiedlichster politischer Couleur am sogenannten „Stauffenberg-Attentat“ beteiligt waren, ist nur wenigen bewusst. Noch heute gilt der 20. Juli 1944 als „Aufstand des Gewissens“ einer kleinen Gruppe konservativer Militärs, noch heute verstellt diese legendenhafte Überhöhung unseren Blick auf die Ereignisse und die gesellschaftliche Vielfalt der Verschwörung. Die Journalistin Ruth Hoffmann unternimmt eine umfassende und längst überfällige Dekonstruktion des Mythos und zeichnet nach, wie der 20. Juli seit Gründung der Bundesrepublik politisch instrumentalisiert wird. 

Ruth Hoffmann © Valeska Achenbach

Ruth Hoffmann, geboren 1973 in Hamburg, hat Ethnologie, Neuere Geschichte und Politik studiert und ist Absolventin der Henri-Nannen-Journalistenschule. Von 2004 bis 2006 war sie Redakteurin beim „Stern“, seitdem arbeitet sie als freie Journalistin für verschiedene Medien, u.a. „Geo“, „Stern“, „P.M. History“ und „Spiegel Geschichte“. Sie ist Mitbegründerin des Journalistenverbunds „Plan 17“ und von „Freischreiber“, dem Berufsverband freier Journalist:innen. 2012 erschien ihr Buch „Stasi-Kinder. Aufwachsen im Überwachungsstaat“ über die Kinder hauptamtlicher Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR.

 

»Sachbuchpreis der ZEIT STIFTUNG BUCERIUS«

Klaus Neumann: »Blumen und Brandsätze. Eine deutsche Geschichte, 1989 – 2023«

Hamburger Edition
512 Seiten, 40 Euro

April 2023

Klaus Neumann
»Blumen und Brandsätze. Eine deutsche Geschichte, 1989 – 2023«

Spätestens seit den Achtzigerjahren erregt kaum etwas die Öffentlichkeit so sehr wie die Frage, wie viele und welche Menschen, „die wir nicht gerufen haben“, Deutschland aufnehmen sollte. Klaus Neumann beschäftigt sich mit Antworten auf diese Frage: von Forderungen nach der Änderung von Artikel 16 des Grundgesetzes in den frühen Neunzigerjahren über die sogenannte Willkommenskultur 2015 bis zur Neuauflage der Behauptung, das Boot sei voll, nach der Ankunft von Flüchtlingen aus der Ukraine 2022. Der Historiker untersucht die unterschiedlichen Motivationen, Schutz zu gewähren oder Schutzsuchende abzuweisen. Im Mittelpunkt seiner Betrachtung stehen dabei lokale und lokalpolitische Auseinandersetzungen: im Westen Hamburgs und im südöstlichen Sachsen. Er macht anschaulich, wie sehr Aushandlungsprozesse um die lokale Aufnahme von DDR-Übersiedlern und Asylsuchenden, Aussiedlerinnen und Kriegsflüchtlingen verquickt waren mit Debatten über Rassismus und Rechtsextremismus, demokratische Teilhabe sowie west- und ostdeutsche Identitäten. Sein Buch erlaubt somit neue Einblicke in dreieinhalb Jahrzehnte deutscher Geschichte. Zugleich ist es ein Plädoyer für eine umfassende und gut informierte Debatte über die Frage, warum Deutschland Schutzsuchende aufnehmen sollte.

Klaus Neumann © privat

Klaus Neumann ist Historiker und Kulturwissenschaftler. Er zog 1985 nach Australien, um dort mit einer Arbeit über Geschichte und Geschichten in Papua-Neuguinea zu promovieren, und war bis vor Kurzem Professor für Geschichte in Melbourne. Geforscht hat er unter anderem zu Fragen historischer Gerechtigkeit und über Erinnerungspolitik. Er ist Autor mehrerer preisgekrönter Bücher über Asyl- und Flüchtlingspolitik. Seit 2018 arbeitet er für die Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur.

 

»Sachbuchpreis der ZEIT STIFTUNG BUCERIUS«

Nicole Seifert: „,Einige Herren sagten etwas dazu.’ Die Autorinnen der Gruppe 47“

Kiepenheuer & Witsch
325 Seiten, 24 Euro

Februar 2024

Nicole Seifert
»Einige Herren sagten etwas dazu. Die Autorinnen der Gruppe 47«

Nicole Seifert erzählt die Geschichte der Gruppe 47 aus einer neuen Perspektive: der der Frauen. Ihr Ergebnis kommt einer Sensation gleich. „Einige Herren sagten etwas dazu“  macht es zwingend, die deutsche Gegenwartsliteratur neu zu denken, die literarische Landschaft neu zu ordnen.
Es waren viel mehr Autorinnen bei den berühmt-berüchtigten Treffen der Gruppe 47 als Ingeborg Bachmann und Ilse Aichinger, aber sie sind in Vergessenheit geraten, sie fielen aus der Geschichte heraus – wie sich nun herausstellt, hatte man ihnen oftmals gar nicht erst Zutritt gewährt. Und wurden sie miterzählt, dann nicht als Autorinnen ihrer Texte, sondern als begehrenswerte Körper oder als tragische Wesen. Nicole Seifert erzählt von den Erfahrungen der Autorinnen bei der Gruppe 47, von ihrem Leben in den Fünfziger- und Sechzigerjahren in der BRD und von ihren Werken. Ein ganz neuer Blick auf die Gruppe 47 und die Nachkriegsliteratur, der uns bis in die Gegenwart führt.

Nicole Seifert © Katja Scholz

Nicole Seifert ist promovierte Literaturwissenschaftlerin und gelernte Verlagsbuchhändlerin und arbeitet als Übersetzerin und Autorin. Ihr Buch „FrauenLiteratur. Abgewertet, vergessen, wiederentdeckt“ erschien 2021 und löste eine Debatte über weibliches Schreiben aus. Nicole Seifert ist Mitherausgeberin der Reihe „rororo Entdeckungen“, in der Romane unbekannter Autorinnen des 20. Jahrhunderts (wieder)veröffentlicht werden.

 

»Sachbuchpreis der ZEIT STIFTUNG BUCERIUS«

Volker Ullrich: „Schicksalsstunden einer Demokratie. Das aufhaltsame Scheitern der Weimarer Republik“

C.H. Beck
338 Seiten, 26 Euro
Juli 2024

Volker Ullrich
»Schicksalsstunden einer Demokratie. Das aufhaltsame Scheitern der Weimarer Republik«

Demokratien sind fragil. Freiheiten, die fest errungen scheinen, können verspielt werden. Wenige historische Ereignisse verdeutlichen dies so eindringlich wie das Scheitern der Weimarer Republik. Volker Ullrich erzählt eines der größten Dramen der Weltgeschichte – anschaulich, spannend und nahe an den handelnden Personen. Chancen blieben ungenutzt, Alternativen wurden verspielt. Nichts war zwangsläufig oder unvermeidbar. Die Schicksalsstunden einer Demokratie, es gab sie von den Anfängen in der Revolution von 1918 bis zu den verhängnisvollen Tagen im Januar 1933. Es kommt auf die konkreten Handlungen einzelner Personen an – damals wie heute. Eine Lektüre, die beklemmende Parallelen zur Gegenwart zeigt.

Volker Ulrich © Gunter Gluecklich

Volker Ullrich ist Historiker und leitete von 1990 bis 2009 bei der Wochenzeitung Die ZEIT das Ressort „Politisches Buch“. Er hat eine ganze Reihe von einflussreichen historischen Werken vorgelegt, darunter „Die nervöse Großmacht. Aufstieg und Untergang des deutschen Kaiserreichs 1871 – 1918“ (1997) und eine hochgelobte zweibändige Hitler-Biografie (2013 und 2018), die in viele Sprachen übersetzt wurde. Volker Ullrich erhielt 1992 den Alfred-Kerr-Preis für Literaturkritik und 2008 die Ehrendoktorwürde der Friedrich-Schiller-Universität Jena