Britt Somann-Jung, Foto: Inga Sommer

Britt Somann-Jung wird für ihre Übersetzung von »In guten wie in schlechten Tagen/An American Marriage« von Tayari Jones aus dem amerikanischen Englisch ausgezeichnet

»Jones gelingt das Kunststück, eine Geschichte zu erzählen, die zum einen singulär und unberechenbar erscheint, und die zum anderen mit großer Eindringlichkeit allgemeingültige Aussagen trifft: darüber, was es heißt, schwarz zu sein im heutigen Amerika.«

Britt Somann-Jung, geboren 1971 in Hamburg, studierte Germanistik, Anglistik und Philosophie in Hamburg und London. Nach Stationen beim marebuchverlag und den Ullstein Buchverlagen von 2008 bis 2014 Lektorin für Internationale Literatur im S. Fischer Verlag. Seit 2014 übersetzt sie aus dem Englischen, neben Tayari Jones u. a. Bücher von Ta-Nehisi Coates, Elizabeth Gilbert, Heidi Julavits und Matt Sumell.

Laudatio

Tayari Jones‘ Roman »An American Marriage« wurde schon vielfach mit Prei-
sen ausgezeichnet und sogar der ehemalige US-Präsident Barack Obama adelte das Buch 2018 mit einem Platz auf seiner alljährlichen Summer Reading List. Tayari Jones erzählt von einem jungen afroamerikanischen Paar im heutigen Atlanta: Celestia ist aufstrebende Künstlerin, Roy macht Kar-riere als Vertreter. Eine Katastrophe erschüttert diese Ehe: Roy wird unschuldig der Vergewaltigung angeklagt und muss für zwölf Jahre ins Gefängnis. Nicht zufällig muss man bei der Lektüre dieses Buches an James Baldwins »If Beale Street Could Talk« denken: Tayari Jones zeigt in ihrem fulminan-ten Roman, dass auch über vier Jahrzehnte später, in Zeiten von Alt-Right-Aufmärschen in Charlotte und einem Präsidenten Trump, rassistische Diskriminierung und Gewalt nicht überwunden sind. Die Ehe von Roy und Celestia zerbricht an dem Justizirrtum und die Figuren ringen mit Fragen nach Schuld und Verantwortung über das Ende dieser Liebe. Ihre einzigartigen Stimmen verlieren auch im Deutschen durch die großartige Arbeit von Britt Somann-Jung nichts von ihrer Dringlichkeit, meis-terhaft trifft die Übersetzerin die erfahrungssatten und metaphernreichen Töne des Originals. Dass man Barack Obamas Begeisterung für diesen grandiosen Roman auch in der deutschen Übersetzung nachvollziehen kann, ist der große Verdienst von Britt Somann-Jung.